Blog von Josef Willkommer

SAP beendet Weiterentwicklung und Wartung der SAP Commerce Cloud

Geschrieben von Josef Willkommer | 07.12.2023 17:03:26

Aus gegebenem Anlass möchte ich an dieser Stelle nochmals auf eine Ankündigung von SAP, die bereits im August 2022 gemacht wurde, hinweisen:

SAP wollte den Support und die Wartung der letzten SAP Commerce Cloud Version 2205 eigentlich zum 31.05.2024 einstellen. Inzwischen wurde dies jedoch verworfen und der Zeitraum bis 31.07.2026 nochmals verlängert. Auch wenn damit jetzt nochmals wertvolle Zeit gewonnen wurde, sollten Unternehmen, die die Software aktuell einsetzen sich dennoch möglichst bald über die Konsequenzen bewusst werden und mögliche Szenarien frühzeitig durchdenken, um auch zukünftig im digitalen Umfeld konkurrenzfähig zu sein.

Nachfolgend nochmals der Wortlaut der Ankündigung vom August letzten Jahres:

“SAP Commerce Cloud: Ende der Mainstream-Wartung (EoMM)

Mit dieser Benachrichtigung möchten wir Sie über die neuesten Richtlinien zum Ende der Mainstream-Wartung (EoMM) informieren und sicherstellen, dass Sie Ihre Lösung optimal nutzen können. Wie in den Ergänzenden Geschäftsbedingungen für die SAP Commerce Cloud, Abschnitt 4.2, angegeben, dürfen Sie nur eine Version oder ein Release des Cloud Service verwenden, für die die Softwarewartung und der Support aktuell sind.

Wenn ein Release in den EoMM-Status übergeht, stellt SAP die Wartung und Freigabe von Patches (Lieferung von Korrekturen, Updates und Sicherheitspatches) ein. Sie als Kunde sind für die daraus resultierenden Folgen verantwortlich, einschließlich Leistungs-, Verfügbarkeits-, Funktions- und/oder Sicherheitsproblemen, die mit dem Cloud Service auftreten und durch die Verwendung einer nicht unterstützten Version des Cloud Service verursacht werden.

Um Kunden vor den oben genannten Risiken zu schützen, ist es Anwendungen, die eine End of Mainstream Maintenance (EoMM)-Version verwenden, ab den in der unten stehenden Tabelle angegebenen Daten untersagt, neuen Code der Commerce Cloud-Software zu erstellen und bereitzustellen.

Zur Klarstellung: SAP wird die Nutzung der Commerce Cloud-Software nicht aussetzen, sondern die Einschränkungen bleiben bestehen, bis die Commerce Cloud-Softwareversion auf eine aktuelle Version im Rahmen der Mainstream-Wartung aktualisiert wird…”

Commerce Cloud Software Version

Datum zu dem das letzte Deployment erfolgen kann

1905

31. März 2023

2005

31. März 2023

2011

31. März 2023

2105

31. August 2023

2205

31. July 2026

Dies ist nicht allzu überraschend, wenn man bedenkt, dass SAP den Schwerpunkt auf die Cloud legt. Mit S/4HANA und SAP Commerce Cloud hat das Unternehmen eine klare Richtung für seine Angebote vorgegeben.

Für Unternehmen, die SAP Commerce nutzen, ist es jedoch an der Zeit, ihre Commerce-Strategie zu überprüfen - sowohl kurzfristig als auch langfristig. Hier sind die wichtigsten Punkte, die zu beachten sind.

Etwas Hintergrundwissen

SAP Commerce, früher als SAP Hybris bekannt, ist eine E-Commerce-Plattform kombiniert mit einem integrierten Product Content Management (PCM). Ursprünglich als Hybris PCM bekannt, wurde es von SAP als On-Prem-Lösung angeboten. Mit der Weiterentwicklung zu SAP Commerce Cloud wurde ab 2023 auch die PCM-Komponente nicht mehr On-Prem angeboten. Kunden stehen vor der Wahl, der SAP in die Cloud zu folgen oder ihr PIM- System neu zu gestalten.

Die Ankündigung, dass SAP die Unterstützung und Wartung für SAP Commerce PCM On-Prem einstellen wird, bedeutet für Unternehmen, dass sie die Plattform weiterhin On-Prem betreiben können, aber ohne zukünftige Wartung und Weiterentwicklungen. In Anbetracht der schnelllebigen technologischen Entwicklungen ist dies riskant, insbesondere wegen fehlender Funktionsupdates, Sicherheitsupdates und Fehlerbehebungen.

Was bedeutet das für SAP Commerce Kunden?

Niemand bekommt gerne die EoMM-Benachrichtigung. Aber für einige Unternehmen bieten sich dadurch auch Chancen. Da jetzt eine Entscheidung getroffen werden muss, kann dies als Gelegenheit genutzt werden, um die Bedürfnisse und das Angebot an Digital-Commerce- und Product Information Management Lösungen (PIM) auf dem Markt neu zu bewerten. Der Online-Handel hat sich gerade in den letzten Jahren massiv weiterentwickelt und inzwischen gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Optionen für die unterschiedlichsten Unternehmen und Anforderungen. 

Eine Migration erfordert dabei sorgfältige Planung, um sicherzustellen, dass alle Daten und Funktionen erfolgreich übertragen werden und die neue Plattform bzw. die neuen Plattformen den Unternehmensanforderungen entsprechen.

SAP verweist auf Akeneo PIM

Im Februar 2023 haben SAP und Akeneo eine umfassende Kooperation bekannt gegeben. Akeneo PIM wurde Anfang des Jahres in den SAP Store als leistungsfähige PIM Lösung aufgenommen und steht seither SAP Nutzern zur Verfügung. 

Die Integration von Akeneo in die SAP Commerce Cloud eröffnet SAP-Anwendern die Chance, ihr Produktinformationsmanagement zu verbessern. Das Akeneo PIM bietet kompatible Lösungen für aktuelle Herausforderungen des Marktes und unterstützt maßgeschneiderte Omnichannel-Erlebnisse. Damit sind Händler und Marken in der Lage, personalisierte Produkterlebnisse auszuliefern, die sich positiv auf die Umsatzentwicklung auswirken. „Die Partnerschaft mit SAP ist für uns ein Meilenstein. Sie signalisiert insbesondere jenen Kunden, die generell eine modulare Commerce-Tech-Strategie verfolgen, ein hohes Maß an Vertrauen“, sagt Mark Holenstein, Chief Operating Officer von Akeneo. 

 

Der Vorteil für SAP-Anwender: Akeneo PIM basiert auf der SAP Business Technology Platform. Dadurch ist eine reibungslose Integration in die SAP Commerce Cloud gewährleistet, so dass sich nun auch im SAP-Ökosystem einzigartige Produkterlebnisse erzeugen lassen. Zudem wird Akeneo in der Cloud betrieben, was einige Vorteile mit sich bringt. Inzwischen setzen mehr als 200 Unternehmen weltweit Akeneo in Kombination mit SAP ein.

Die Infrastruktur: Ist es jetzt an der Zeit, in die Cloud zu wechseln?

Zweifellos bietet eine vor Ort installierte Commerce-Lösung die volle Kontrolle. Doch mit dieser Kontrolle geht eine große Verantwortung einher - und damit auch hohe Kosten. SAP-Commerce-Kunden sind sich bewusst, dass die Lösung Vollzeitressourcen für die Wartung des gesamten Stacks erfordert.

Für viele Unternehmen ist ein Cloud-basierter Ansatz inzwischen deutlich besser geeignet. Sie geben die Kontrolle über Dinge ab, die es nicht wert sind, kontrolliert zu werden, was Kosten, Risiken und technische Schulden reduziert.

Welche Vorteile bietet ein Cloud-Ansatz?

Eine SaaS-Lösung (Software as a Service) stellt sicher, dass Sie immer mit der neuesten Version arbeiten, immer sicher sind und immer neue Funktionen und Merkmale erhalten. Kunden können sich von den Tagen der Abwärtskompatibilitätsprüfungen, der fehlerhaften Anpassungen und all dem verabschieden, was den lokalen Ansatz so schwierig machte. Darüber hinaus bietet Cloud-Software in der Regel auch eine deutlich erhöhte Sicherheit. 

Kundenerfahrung: Mehr Leistung für weniger Geld

Einfach ausgedrückt, sind sofort einsatzbereite Cloud-Lösungen oft billiger als lokale Alternativen - ganz zu schweigen vom größeren Funktionsumfang. Sie müssen keine eigenen Funktionen entwickeln, um Ihre Kunden zu bedienen. Stattdessen enthält eine robuste Cloud-Plattform integrierte Funktionen, die entsprechend den Anforderungen Ihrer Kunden konfiguriert werden können.

Konfigurieren ist immer billiger als Entwickeln. Letztlich können Sie so schneller und kostengünstiger ein besseres Kundenerlebnis schaffen.

Der Plattformanbieter macht dies möglich, indem er aufkommende Branchentrends und Käuferpräferenzen beobachtet. Der Anbieter arbeitet ständig an der Entwicklung und Einführung neuer Funktionen und Möglichkeiten in der Plattform, um den sich wandelnden Bedürfnissen der Kunden immer einen Schritt voraus zu sein.

Per Definition ist eine Cloud-Plattform in Bezug auf die Kundenerfahrung weitaus zukunftssicherer. Sie verfügt über ein engagiertes Produktteam, das ständig am Puls des Marktes ist und Innovationen entwickelt, um immer einen Schritt voraus zu sein.

Optionen im E-Commerce

Für den E-Commerce stehen inzwischen eine Vielzahl unterschiedlichster Lösungen bereit. Adobe Commerce, das aus der Open Source Shopsoftware Magento, entstanden ist gehört hier zweifellos zu den leistungsfähigsten und umfassendsten Lösungen am Markt. Adobe Commerce ist Teil der sog. Adobe Experience Cloud in der unterschiedliche Tools und Technologien rund um das Thema der Digital Experience bereitgestellt werden. 

Nachdem Adobe und Akeneo bereits seit längerem eine Technologiepartnerschaft verbindet, entsprechende Konnektoren bereitgestellt werden und die Kombination der beiden Lösungen inzwischen in unterschiedlichsten Projekte erfolgreich eingesetzt wird, kann Adobe Commerce aus meiner Sicht eine äußerst interessante Option darstellen. Weitere Infos zur Adobe Experience Cloud und Adobe Commerce als eine Komponente davon gibt´s unter folgendem Link: https://business.adobe.com/de/